Das Glück dieser Erde …

Meine ersten Reitstunden

1974 bekam ich in Leipzig Leutzsch meine ersten Reitstunden und durfte mit der Schimmelstute Fanny auch schon ins Gelände.

Anfang der 80er Jahre verbrachte ich meine Freizeit auf der Trabrennbahn Karlshorst in der Reittouristik.
Noch heute schmunzele ich über meine Notizen zu den einzelnen Reitstunden.

Mein „Klassenbuch“ für Pferde

Seitdem haben mich die unterschiedlichsten Pferde begleitet und mir den Ausgleich verschafft, den ich oftmals dringend brauchte. Drei von ihnen sind mir besonders ans Herz gewachsen und fanden einen Platz in meinen Geschichten.

Sulam

Sulam ben Afas ox

Sulam ben Afas ox

Arabisches Vollblut aus der Zucht von Erwin Strittmatter
Mein Freund der Angsthase in Berlin Hoppegarten von 1985 – 1987

Auszug aus „Schafe“
(erschienen 2013 in der Anthologie „60-Minuten-Geschichten“)
…Plötzlich blieb Sulam abrupt stehen, schnaubte und trat nervös einige Schritte rückwärts. Hinter den Bäumen, nur wenige Meter von uns entfernt, graste eine Herde Schafe. Sie sahen aus wie ein heller breiter Teppich aus wogender Wolle. Sulam schien in seinem kurzen Pferdeleben noch nie zuvor etwas Ähnliches gesehen zu haben. Er tänzelte, wollte umdrehen und weglaufen, doch ich ließ es nicht zu. Ich wollte ihm zeigen, dass keine Gefahr von diesen friedlichen Tieren ausging und trieb ihn direkt darauf zu. Mit einem Mal ging ein Ruck durch die Herde, alle Schafe hoben gleichzeitig den Kopf und starrten in unsere Richtung. Sulam machte einen Satz und raste los. Ohne darauf zu achten wohin, nur weg von diesen unheimlichen Tieren. Wie ein Blitz fegte er über die Sandbahn hinein in den gegenüberliegenden Wald. …

Mister Morris

Traberhengst
Mein Freizeitpartner von 1987 – 1995 in Berlin Hoppegarten

Auszug aus meinem Tagebuch

… Mr. Morris ist schon 22 Jahre alt und alles an ihm ist perfekt: Seine ungeheure Schönheit, die Gänge – er wurde dressurmäßig geritten und funktioniert beim leisesten Wink – seine Erfahrung und Geländesicherheit, sein Mut, seine Anhänglichkeit und die große Gehorsamkeit, mit der er seinem Reiter begegnet. Ihm kann ich nichts mehr beibringen. Ich lasse mich von ihm tragen und erkenne daran, wie er reagiert, ob ich die Hilfen richtig gebe. Das heißt, ich lerne von ihm – nicht umgekehrt. …

Mr. Morris

Shaft

Traberwallach
Mein Gefährte und Therapeut seit 2017 aus Spreeau

Auszug aus „Gelbe Ungeheuer“ (erschienen 2022 in der Anthologie „Mein Pferd und ich“)

… Wenn wir allein sind, und das sind wir meistens, spreche ich mit dir. Bilde mir ein, du magst den Klang meiner Stimme. Oder ich singe Lieder, die ich nur singe, wenn ich mit dir unterwegs bin. Weil du mich glücklich machst. Ich spüre, wie deine Muskeln unter dem Sattel arbeiten. Höre den gedämpften Klang deiner Tritte auf dem moosigen Waldboden. Einem dichten grünen Teppich. Der Duft von frisch geschlagenem Holz. Ein Eichelhäher, der einen krächzenden Warnlaut ausstößt. Rechts und links kniehohe Blaubeerenbüsche. Und glitzernde Tropfen an den kahlen Zweigen. Ich muss mich bücken beim Hindurchreiten und schmiege mich eng an deinen warmen weichen Hals. Wir sind eins. Wie zwei Körper und eine Seele. Ich bin verschmolzen mit dir. Fühle, was du fühlst. Atmen im Gleichklang. Gleichklang auch in unseren Bewegungen. …

Shaft